Mit einer schönen Meditation für dein Hals-Chakra!
Artikel von Madita Böer, Maas-Magazin Nov 2021
In der schamanischen Andentradition steht der tierische Archetyp des Kolibris, für ein tiefes Vertrauen in deine innere Führung. Der Kolibri, Siwar Q´ente (grüner Kolibri) oder Q´omer Q´ente (brauner Kolibri), auf Quechua genannt, ist Botschafter des Wind-Elementes. Er öffnet den Energiefluss in deinem Hals, dem Portal des Vertrauens, und verbindet Herz und Kopf – Gefühl und Verstand.
Mit dieser Verbindung wird es dir möglich, dir selbst zu vertrauen und deinen inneren Impulsen zu folgen. Die Hingabe, die der kleine gefiederte Botschafter dir abverlangt, wird von einem unerschütterlichen Vertrauen in dich und in Pachamama, in Mutter Erde, getragen. Dieses Vertrauen gibt dir Halt, wenn du dich in Momenten des Wachstums befindest und emotional über dich und deine Sichtweisen hinauswachsen musst.
Der Wahrheit vertrauensvoll ins Auge blicken
Meine Beziehung zu Mutter Erde hat mich bisher durch alle Stürme der Selbsterkenntnis getragen.
Unzählige Male hat sich meine seelische Wahrheit von meinem Selbstbild unterschieden, sodass es immer wieder eine Hürde war, meine inneren Impulse zuzulassen. Auch heute noch, gibt es vereinzelt Momente, in denen die innere Wahrheit schwer zu ertragen ist. Auch wenn sie spürbar die Essenz von Leichtigkeit, ja sogar Erleichterung, in sich trägt, liegt doch die größte Herausforderung in der Kurskorrektur und der Umsetzung. Wir hören diese inneren Wahrheiten viel häufiger, als wir vermuten, aber uns fehlen oftmals der Mut und der Rückhalt, sie wirklich an die Oberfläche kommen zu lassen.
Mit Anfang Zwanzig war ich austherapierte Schmerzpatientin mit Aussicht auf Dauermedikation. Meinen Beruf als Tontechnikerin konnte ich mit einem beidseitigen Tinnitus an den Nagel hängen.
Erst als ich begann, meinen schamanischen Weg zu gehen, merkte ich schnell, dass ich einen grundlegenden Mangel an Beziehungen hatte: Mir fehlte eine Beziehung zu meinem Körper, ich hatte keine Erdung und keine Verbindung zur Erde, deren Elemente doch in mir fließen und mich nähren sollten. Wer oder was nährte mich also? Die Energie floss nicht und ich spürte weder Rückhalt noch fühlte ich mich getragen.
Ich leugnete meine Gefühle und meine inneren Wahrheiten, weil sie das komplette Gegenteil meines Lebensstils waren. Es war eine vertrackte Situation, die mir viel Überwindung und Mut abverlangte. Ich hatte keine andere Wahl, als mich diesen Wahrheiten hinzugeben und all die Beziehungen in meinem Mikrokosmos zu heilen.
Ich reiste zu den Schamanen nach Peru und fand mich auf über fünftausend Metern Höhe im Herzen der Anden wieder. Dort nahm ich an unzähligen Zeremonien für Pachamama teil – schenkte ihr wunderschöne Gabenbündel. Ich hatte keine Ahnung, was ich tat und wie mir diese vielen Zeremonien helfen sollten – aber ich spürte, dass sie wichtig waren und mit jedem Gabenbündel, welches ich liebevoll gestaltete, wurde eine Kraft in mir präsent. Ich spürte, dass ich nicht mehr alleine war – ich hatte meine Rückverbindung zu Pachamama begonnen.
Diese Kraft, die mich mit Liebe und Zuversicht versorgte, meinen Körper nährte, gab mir Trost, wenn ich bitteren Erkenntnissen ins Auge blickte, Scham, Schuld und Unsicherheiten aus dem Verborgenen an die Oberfläche brachte. Schritt für Schritt nahm ich über viele Jahre eine Kurskorrektur nach der anderen vor und begann, meine Beziehung zu Pachamama zu pflegen, bis mein Körper komplett geheilt war und ich mich in einem völlig neuen Leben wiederfand. Ich entwickelte mich von der Person, die ich sein wollte, zu jener Person, die ich eigentlich war.
Pachamama – Quelle für Mut und Vertrauen
Es braucht Mut, den eigenen inneren Impulsen zu folgen. Viele Menschen, die meinen Weg erlebt haben oder davon hören, sagen mir immer wieder: „Ja, du kannst das, du bist aber auch mutig!“
Doch woraus nehmen wir diesen Mut? Was oder wer fängt dich auf, wenn du dein Leben veränderst und Vertrautes verlässt?
Mut zu haben, bedeutet nicht, keine Angst mehr zu spüren. Angst wird immer da sein, wenn wir Neuland betreten und solange bleiben, bis wir es erobert haben und das Neuland nicht mehr neu ist. Mut ist vielmehr eine Kraft, die aus einem tiefen Vertrauen entsteht.
Von den Schamanen Perus habe ich gelernt, dass der größte, unerschütterliche Rückhalt, aus meiner Beziehung zu Pachamama, zu Mutter Erde, erwächst.
„Pacha“ bedeutet „Raum und Zeit“ auf Quechua, der indigenen Sprache der Anden. Pachamama ist somit die Mutter von Zeit und Raum.
Pachamama war schon immer da – sie war da, als du deine ersten Atemzüge genommen hast, sie hat deine ersten Schritte erlebt, sie war da, als du deine erste große Teenagerliebe durchlebt hast und als dein Kind geboren wurde. Sie war da, in allen Momenten, in denen du gezweifelt, geweint und gelacht hast. Sie wird immer da sein – wenn du deinen letzten Atemzug aushauchst und noch weit darüber hinaus. Pachamamas Güte und Liebe sind unendlich – sie würde dich niemals ablehnen oder zurückweisen.
Pachamama ist die Mutter deiner Lebenszeit und deines Lebensraumes. In der schamanischen Kosmologie werden wir mit zwei Büchern geboren – einem goldenen Buch, welches schon geschrieben ist, und einem silbernen Buch, welches wir selbst schreiben.
Pachamama, die Mutter von Zeit und Raum, orchestriert unsere Lebensreise und verwebt sie mit anderen Lebensreisen. Stell dir einen Raum mit Milliarden von Lichtfäden vor, an deren Kreuzungspunkten, wichtige Begegnungen und Entscheidungen stattfinden.
Für die Schamanen Perus, und auch mittlerweile für mich, ist Pachamama meine erste Ansprechpartnerin. Sie ist die Organisatorin unseres Lebens, und spinnt neue Lichtfäden, wenn wir uns umentscheiden, sie sorgt dafür, dass wir ankommen. Ein alter und weiser Paqo, so heißen die Schamanen in Peru, sagte einmal zu mir: „Wenn du deine seelischen Ziele erreichen willst, dann brauchst du die Kraft und Unterstützung von Pachamama – ohne sie kommst du nicht weit.“
In unserer Gesellschaft haben wir vergessen, mit ihr zu sprechen. Wir haben unsere Verbindung zu Pachamama verloren und fühlen uns deshalb oft auf uns alleingestellt. Unser Ur-Vertrauen in jene Kraft, die uns trägt, liegt brach und wartet darauf, wiederentdeckt zu werden.
Nektar entwickeln – von der eigenen Wahrheit zur Lebensfreude
Die Paqos sagen, dass unser Herz einen Lichtsamen trägt, sanft umhüllt von der Energie unseres Selbstvertrauens. Er keimt, wächst zu einem Licht-Pflänzchen und bringt eine ganz besondere Blüte hervor, die einen einzigartigen Nektar produziert – deine Lebensfreude und deinen Lebenssinn. Der Weg vom Lichtsamen zur Blüte ist ein Pfad des inneren Lauschens und des unerschütterlichen Vertrauens, dass wir alle etwas sehr Wertvolles in uns tragen.
Sobald dein Lichtsamen im Herzen, durch deine Verbindung zur Erde, genährt wird, entsteht eine Blüte, die Nektar produziert. Nektar wird auf Quechua „Ñukch´u“ genannt und birgt eine ganz individuelle Süße. Diese Süße spüren wir ganz unbewusst, wenn wir uns in der Gegenwart einer Person wohl fühlen und spüren, dass sie innerlich leuchtet, stark ist und ein echtes Selbstvertrauen entwickelt hat. Die Paqos nennen solche Personen manchmal „Tika“ – das Quechua Wort für eine rote Blume der Anden, aus denen der Kolibri am liebsten trinkt.
Sie kennen das Geheimnis dieser Aura.
Sie ist gefüllt mit einer unerschütterlichen Wertschätzung für dich und deine Wahrheit – in ihr zirkuliert der süßeste Nektar, den du dem Universum zu bieten hast.
Nektar entsteht, wenn du beginnst, auf deine inneren Impulse und Wahrheiten zu hören. Wenn du deine Gefühle der Abneigung und der Freude erkennst und das förderst, was dir am wertvollsten erscheint.
In Peru habe ich gelernt, dass wir Nektar produzieren, wenn wir aufhören nach Antworten im Außen zu schauen und mehr nach unseren inneren Impulsen schauen.
Wir beginnen Nektar zu produzieren, wenn wir aufhören anderen gefallen zu wollen, aufhören uns selbst wegzugeben, indem wir unserer Intuition und unserer Wahrnehmung misstrauen – wenn wir aufhören vor den Gefühlen zu flüchten, die in uns stecken.
Nektar entsteht durch deine Selbst-wertschätzenden und klaren Gedanken, deinem Gefühl genährt zu sein und den daraus resultierenden Handlungen. Nektar zirkuliert, wenn du zu deiner eigenen Wahrheit stehen kannst. Du weißt dann, dass deine Entscheidungen genau richtig sind. Es gibt kein Bedürfnis zur Rechtfertigung mehr oder gar den Drang andere von deiner eigenen Wahrheit zu überzeugen. Du weißt es und das reicht dir.
Ein Raum, in dem es sicher ist zu fühlen
Das größte Vertrauen, dass wir benötigen, um unseren Nektar zu erwecken, ist ein innerer Raum der Sicherheit, in welchem wir unseren eigenen Gefühlen begegnen dürfen:
Unserem Gefühl, dass uns eine Person nicht sympathisch ist, obwohl sie sehr beliebt zu sein scheint.
Unserem Urteilsvermögen, was uns Lust bereitet und was nicht – ob in der Liebe oder im Leben.
Der inneren Gewissheit, dass wir etwas beenden wollen oder etwas Neues ausprobieren möchten.
Oftmals behaupten wir, dass wir unsere innere Stimme, unsere Wahrheit, nicht hören. Meistens ist es aber so, dass wir sie nicht hören wollen, weil die Wahrheit, die darin steckt, nicht mit unseren Überzeugungen und Selbstbildern übereinstimmt und in dem Moment ein Konflikt entsteht.
Wir wünschen uns so sehr eine Partnerschaft, dass wir einem Dating nachgehen, obwohl wir bereits den Impuls spüren, dass aus der Begegnung keine feste Beziehung werden wird.
Wir möchten so gerne erfolgreich sein, dass wir an der Karriere festhalten, die uns eigentlich schon längst keinen Spaß mehr macht.
Oder wir trauen uns nicht, in unserer Partnerschaft Veränderungswünsche auszusprechen, aus Angst, das aufgebaute Leben zu zerstören.
Um deinen Nektar zu entwickeln, mutige Entscheidungen zu treffen und tiefes Vertrauen in deinen Weg zu spüren, brauchst du die Kraft von Pachamama, du brauchst Erdung.
Deine Erdung
Erdung ist eine kraftvolle und stabile Verbindung zwischen deinem Körper und der Erde. Diese Brücke schlägst du mit deiner Aufmerksamkeit. Erdung ist der Zustand, in welchem wir im Alltag, sowohl die Situation um uns herum, als auch gleichzeitig unseren Körper wahrnehmen. Erdung ist ein Dauerzustand, eine Standleitung zu unserem Körper, der uns Zugang zu unseren inneren Impulsen ermöglicht.
Wir verlieren unsere Erdung, wenn wir nur noch die Situation um uns herum oder nur noch den Computer wahrnehmen und nicht mehr unseren Körper. Dann sind wir ohne Erdung und ohne Orientierung, in Bezug auf unsere Vorlieben, Abneigungen und inneren Wahrheiten.
Um deine Erdung aufzubauen, brauchst du Fokus, Übung und vor allem eine große Portion Liebe für Pachamama. Deine Liebe und Aufmerksamkeit für die Natur sind dein Geschenk – Pachamama schenkt dir dafür ihre Liebe und ihre Kraft.
Ich zeige dir eine wunderschöne schamanische Meditation, mit der du den Energiefluss in deinem Hals förderst. Dein Hals ist eine Brücke zwischen Verstand und Körper – du brauchst sie, um deiner inneren Wahrheit Vertrauen zu schenken, auch wenn diese völlig konträr zur Meinung deines Verstandes zu sein scheint. Ohne die Verbindung zum Körper bleiben wir in unseren Gedanken, Konzepten und Selbstbildern stecken. Dein Hals ist das Zentrum deines Selbstvertrauens. So schlägt der Kolibri, mit seinen Element Wind, eine Brücke in uns, lässt unserem Verstand Wurzeln wachsen, die im Herzen der Erde münden.
Kolibri Meditation – dein Hals-Zentrum nähren
Die Intention dieser Übung ist, die erdende und fürsorgliche Energie von Pachamama mit deinem Herzen und deinem Hals zu verbinden.
In der Andenkosmologie ist das Innere der Erde ein Ort mit unzähligen Lichttempeln. Im Zentrum der Erde finden wir das Herz von Pachamama – ein ganz besonderer Tempel des Lichts. Mit ihrem Herzen verbinden wir uns, wenn wir Erdung brauchen.
Für visuell begabte Menschen kann dieser Ort unterschiedlich aussehen – für einige ist ein helles Licht, für andere eine Höhle mit Kristallen. Menschen, die mehr fühlend wahrnehmen und weniger Bilder bekommen, nehmen eine große Geborgenheit oder einen tiefen Frieden wahr.
Finde für dich einfach heraus, wie du diesen Ort wahrnimmst.